Das kürzlich beschlossene Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende stand im Mittelpunkt der Fachtagung metering days in Fulda. Bereits im Vorfeld der Gesetzesentscheidung wurde lange und heftig über Vor- und Nachteile, über Sinn und Unsinn diskutiert. Die Debatte zur Einführung sogenannter Smart Meter verdeutlichte, dass eine kontinuierliche Verbrauchserfassung breite Bevölkerungsschichten tangiert; eine Vielzahl von Gruppen muss oder will Zählerstände ablesen, um Transparenz über den (eigenen oder fremden) Energieverbrauch zu erhalten. Außerdem gewinnt Energiemanagement zunehmend an Bedeutung.
Langer Anlauf – weiter Sprung?
Das Gesetz sieht einen Rollout von Smart Metern in Deutschland bei Stromzählern vor – ab bestimmten Jahresverbrauchsmengen verpflichtend, darunter freiwillig, aber mit Kostendeckelung. Während andere europäische Staaten die Einführung in klare Vorgaben und Zeitpläne gegossen haben, haben in Deutschland lange Diskussionen und Streitereien zu gemeinsamen Standards, zur Verteilung von Verantwortlichkeiten sowie zu Sicherheits- und Datenschutzaspekte die Entscheidung nachhaltig gehemmt.
Bleibt also vieles noch beim Alten?
Eine Vielzahl von Stadtwerken hat bereits erste Smart Meter versuchsweise installiert. Fraglich bleibt weiterhin, ob alle Versorger die Installationen innerhalb der gesetzlich vorgeschriebenen Zeitvorgaben schaffen. Hinzu kommen sogenannte modernen Messeinrichtungen, also digitale Zähler, die noch nicht smart sind. Sie messen den Verbrauch, senden ihn aber nicht automatisch an den Betreiber. Folglich müssen auch diese Zähler bis zum Zeitpunkt der Anbindung weiterhin manuell abgelesen werden. So oder so: Auf lange Zeit wird in Deutschland der weit überwiegende Anteil an Zählern aus Ferrariszählern und nicht-smarten LCD-Zählern bestehen, d.h. die Zählerstände der meisten Zähler müssen auch künftig weiter per Hand erfasst werden.
Smartphone Metering als Alternative
Doch es gibt eine Alternative: Zählerstände lassen sich mit Smartphone-Kameras per mobiler Bilderkennung zuverlässig und korrekt erfassen sowie per Fotobeleg dokumentieren. Bei diesem auch SmartPHONE Metering genannten Ansatz entfällt das mühsame Eintippen bzw. die heute noch verbreitete aufwendige Zettelwirtschaft. Hinzu kommt, dass weder die bewährte Zählerinfrastruktur aufgerüstet oder gar ausgetauscht werden muss, noch es erforderlich ist, teure Spezial-Hardware für die Ablesung anzuschaffen – die Zählerablesung per Kamera funktioniert auf gängigen Smartphones und Tablets.
Zugegeben, das Abscannen von Zählerständern ist nicht mehr nötig, sobald Zählerstände per Funk übermittelt werden können. Aber selbst wenn der Versorger Daten per Smart Meter bekommt, müssen manche Nutzer wie z.B. Hausmeister bei Wohnungsabnahmen weiterhin manuell ablesen. Lösungen wie pixometer sind marktreif. Sie können sowohl als Feature in B2C-Apps (Stichwort: Kundenselbstablesung) oder in mobile Workforce Management-Lösungen integriert werden.
Fazit: Im Markt bleibt weiterhin großes Potential für ausgereifte technische Alternativen zum Smart Metering – und das weltweit. Neben der Turnusablesung und Zählerwechseln liegen weitere Einsatzgebiete bei der Marktraumumstellung und dem Smart Meter-Rollout.
Ironie des Schicksals: Gerade beim Smart Meter-Rollout kann die beweissichere Dokumentation mit pixometer eine große Hilfe sein – um den Stand und Zustand des ausgebauten (und häufig anschließend verschrotteten) Zählers beweissicher festzuhalten.(skr/oka)
*Dieser Kommentar wurde in leicht veränderter Form am 22.09.2016 im energate messenger+ als Gastkommentar von Dr. Stefan Krausz veröffentlicht.
Comments are closed.