Bei der Pressekonferenz des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) e.V. im Rahmen der Hannover Messe am 13. April beschrieb die Geschäftsführerin, Hildegard Müller, die „Energiewirtschaft [als] eine der Schaltzentralen für die Digitalisierung“, die „Kompetenz in den Bereichen Industrie 4.0, Vernetzung der Dinge und Transformation der Energiesysteme […]“ habe.
Sie sieht großes Potential für die Energiewirtschaft dank der Digitalisierung: „Internettechnologien, Big Data, Innovationen in Prozessen sowie die zunehmende Dezentralisierung eröffnen auch für unsere Branche völlig neue Möglichkeiten und Geschäftsmodelle“, so Hildegard Müller. Die Energiewirtschaft setze die Digitalisierung bereits um und würde im Zuge dessen u.a Haushalte mit modernen Produkten ausrüsten.
Dass die Energiewirtschaft grundsätzlich großes Innovationspotential birgt, das meint auch der renommierte Innovationsprofessor Dan Breznitz (siehe Blogpost „Innovation im Energiesektor – Anforderungen und Chancen der digitalen Transformation“). Um so verwunderlicher ist es, dass – trotz Anstrengung vieler Branchenunternehmen und der grundsätzlichen Bereitschaft der Politik – die Einführung intelligenter Messsysteme nicht mehr unter einem guten Stern steht.
So betitelt SPIEGEL Online seine aktuelle Bestandsaufnahme mit „Planungschaos: Regierung vermasselt Start neuer Stromzähler-Generation“. Der Autor schreibt darin über Verzug und Chaos sowie über das Vorpreschen der Hardwarehersteller, Geräte mit fraglichem Nutzwert im Rahmen von Pilotprojekten zu installieren und damit verbundene Kosten auf die Verbraucher abzuwälzen. Diese werden auf jährlich 50 Mio. EUR jährlich geschätzt, die über sogenannte Netzentgelte auf die Stromrechnungen aller Verbraucher umgeschlagen.
„[Es] herrsch[e] Wildwuchs im Stromnetz. Weil die nötigen gesetzlichen Rahmenbedingungen seit Jahren im Verzug sind, haben viele Zählerhersteller einfach drauflos gebaut. 400.000 bis 500.000 intelligente Zähler seien inzwischen am Netz. […] Die meisten dieser Geräte erfüllen laut Bundesnetzagentur gar nicht die Anforderungen, die die Bundesregierung an ein intelligentes Stromnetz stellt … [und] viele der vermeintlich intelligenten Zähler zum Beispiel [können] gar nicht mit jedem Stromversorger kommunizieren. Ein intelligentes Stromnetz würde so nicht entstehen – eher ein Flickenteppich aus vielen nicht miteinander kompatiblen Einzellösungen.“
Nicht einmal die Bundesnetzagentur wisse, wie viele intelligente Zähler derzeit am Netz sind. Auch das mit dem BMWi-Eckpunktepapier „Intelligente Netze“ initiierte Regelungsvorhaben läuft nicht nach Zeitplan; Mitwirkende Experten, Unternehmen und Verbände haben immer noch nicht wichtige Details geklärt, um auf Basis dessen eine für den Sommer geplante Verordnung zu erarbeiten. Dies riecht nach neuerlicher Verschiebung.
Ganz aktuell bezieht auch der Bundesverband der Verbraucherzentralen erneut Stellung dazu (s.a. „Smart Meter Zwangsbeglückung“, 10.2.2015). In seiner aktuellsten Kritik spricht sich der VZBV gegen einen Zwangseinbau aus und begrüßt den Wegfall der Einbaupflicht bei Neubauten und Sanierungen.
„Die neue ‚intelligente Infrastruktur‘ bringt für die Mehrzahl der Stromverbraucher mehr Kosten als Nutzen. Eine Modernisierungsoffensive in Deutschlands Kellern darf nicht per Zwang und auf Kosten der Verbraucher verordnet werden“, so Marion Jungbluth, vom VZBV.
Darüber hinaus sieht man wenig Potential in der Vernetzung sowie Nachholbedarf bei der Finanzierung, der Rollout-Zeitplanung sowie rechtlichen Aspekten wie etwa bei Veröffentlichungspflichten und der Datensicherheit.
Die Verbraucher in Deutschland können also gespannt sein, welche Maßnahmen die Bundesregierung und Ihr jeweiliger Versorger ergreifen, um Ihnen Transparenz über ihren Energieverbrauch zu geben. Spannend ist auch die Frage, welche Kosten mit den technischen Neuerungen verbunden sind. Wir von pixolus halten die von uns entwickelte Zählerstandserfassung jedenfalls für eine gute und kostengünstige Alternative, um Verbraucher für ihren Energieverbrauch zu sensibilisieren. (ok/sk)
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